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Jahrtausendelang drangen Menschen mit bloßer Muskelkraft - der eigenen und mit Hilfe von Tieren - in die Tiefen der Erde vor. Die älteste mechanische Energiequelle, die auch  Bergleute zum Antrieb von Maschinen - besonders für die Förderung und Aufbereitung - nutzten, stellte die Wasserkraft dar. 

Sie steht nur leider nicht überall zur Verfügung. Es heißt nämlich nicht umsonst "Berg"-werk - Erzvorkommen treten leider gewöhnlich im Gebirge zutage, wo tektonische Kräfte alte Gesteine emporgehoben haben und die Erosion sie freigelegt hatte. Erzmühlen und Schmelzhütten konnte man ja dorthin bauen, wo die Antriebskraft zur Verfügung stand - ein Bergwerk aber kann man einfach nicht verlegen. 

Was also tun, wenn die Kraft der eigenen Muskeln nicht ausreicht ? 


Nachbau einer mittelalterlichen Handhaspel im Museumsdorf auf dem Treppenhauer 
 

Seit vielen hundert Jahren knobelten findige Handwerker an Mitteln und Wegen, die Kräfte der Menschen zu vervielfältigen und was sie dabei - nicht nur, aber auch im Bergbau - alles zuwege gebracht haben, ist schon bewundernswert. 


Wiedergefundener Rest einer Handhaspel
 

Es gehört ein wenig physikalisches Verständnis dazu - oder aber jahrhundertelange Erfahrung, um der Natur ein paar Tricks und Kniffe abzuschauen. Beachtenswert ist vor allem die Handwerkskunst der Zimmerleute und Stellmacher, denn bis weit in die Neuzeit hinein war nicht Stahl und Eisen, sondern Holz der wichtigste Baustoff.  

Beispiele für solche Anlagen beschrieb 1535 Georgius Agricola. Wenn Sie aber selber einmal staunen möchten, finden Sie im Folgenden ein paar Beispiele und Erläuterungen zur technischen Umsetzung. 

 

   
 
Nur scheinbar primitiv: Die Handhaspel

Sie wurde seit Jahrtausenden verwendet und über diesen langen Zeitraum erprobt und immer weiter verbessert: Der Ursprung aller (Vertikal-) Fördertechnik ist die Handhaspel. In diesem kleinen Beitrag gibt es ein paar technische Erläuterungen und Bildbeispiele.  (J.B.) 

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Doppelte Radkammer am 4. Lichtloch des Rothschönberger Stollns  zu Reinsberg im Nordfeld des Freiberger Reviers 

Wohl das gigantischste Bauprojekt des Freiberger Bergbaus war der von 1844 bis 1877 aufgefahrene Rothschönberger Stolln - mit über 270 m unter der Erdoberfläche (am Dreibrüderschacht südlich Freibergs) der tiefste Entwässerungsstolln des ganzen Reviers. Um die Auffahrung zu beschleunigen, fuhr man ihn vom Mundloch, von der Beihilfe in Halsbrücke und von insgesamt acht Lichtlöchern aus im Gegenortbetrieb auf. 
Nur am 6. Lichtloch wurde man ohne Dampfmaschine der Grubenwässer nicht Herr. 
Am 4. und am 5. Lichtloch fand man dagegen eine gleichermaßen aufwendige, wie raffinierte Lösung für Wasserhaltung und Förderung.  (J.B.) 

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Schwungrad-Haspel auf dem St. Bartholomäus- Schacht  zu Brand-Erbisdorf im Südfeld des Freiberger Reviers 

Der Schacht war weniger als Fundgrube bedeutsam, vielmehr aber als Betriebsschacht für den Thelersberger Stolln, der aus dem Striegistal heraus vorgetrieben wurde und vielen Gruben des Bergbaureviers um Brand-Erbisdorf südlich von Freiberg Wasserlösung brachte. Nicht nur beim Vortrieb, sondern auch während der Unterhaltung des Stollns mußte ständig Material hinauf und hinunter geschafft werden. 

Man mußte sich hier also etwas einfallen lassen, wie man mit wenig Personal und trotzdem schnell und effektiv den Transport von übertage bis auf die Stollnsohle realisieren konnte. (J.B.)

 

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Kunst- und Kehrrad der Roten Grube in Freiberg

Auch die Rote Grube war eigentlich kein bedeutsamer Schacht, diente jedoch in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts der Auffahrung und dem Betrieb der Flügelörter des Rothschönberger Stollns innerhalb des Reviers. Da einerseits das Münzbachwasser übertage für Hütten und Hammerwerke benötigt wurde, andererseits der Alte Tiefe Fürstenstolln genügend Wasser brachte und der Hauptstolln Umbruch die nötige Höhendifferenz lieferte, baute man hier die komplette Antriebsanlage - Kunst- und Kehrrad -  in fast 90 m Tiefe ein. (L.M., überarbeitet und ergänzt 2013)

 

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Pferdegöpel auf dem Unverhofft Glück & Hohneujahr Gemeinsamer Tagesschacht in Johanngeorgenstadt

Wo kein Antriebswasser zur Verfügung stand, mußte man sich anders behelfen:  Eine weit verbreitete Variante waren von Pferden, Ochsen oder Eseln gezogene Göpelanlagen. Ursprünglich standen drei davon in Johanngeorgenstadt - fast auf dem Erzgebirgskamm. Einer wurde 1992 wiedererrichtet und ist seit 1993 zu besichtigen. (J.B.)

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Pferdegöpel auf dem Rudolph- Schacht in Lauta (bei Marienberg)

Auch auf der Dreibrüderhöhe bei Marienberg war die Heranführung von Aufschlagwasser zu kompliziert. Der Rudolph- Schacht in Lauta erhielt deshalb ebenfalls eine Göpelanlage zur Förderung. Er wurde von 2003 bis 2005 wiedererrichtet und ist seitdem zu besichtigen. (J.B.)

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Dampfmaschine des Kunst- und Treibeschachtes auf der Fundgrube Alte Elisabeth in Freiberg

Mit etwas Googeln haben wir es nachgeprüft: Es ist die älteste, am Originalstandort stehende Dampfmaschine in ganz Deutschland. Und sie funktioniert noch heute, allerdings der Besucher wegen mit Druckluft. Außerdem ist die Alte Elisabeth die älteste Bergbauschauanlage Sachsens.  (J.B.)

    

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Ideen muß man haben: Fördertechnik der IG Historischer Bergbau auf dem St.Anna-Stolln in Zschorlau 

Was sich Bergbauvereine so alles einfallen lassen, um sich heute die Arbeit zu erleichtern, dazu stellen wir Ihnen hier mal ein paar Beispiele vor.  (L.M.)

 

 

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  Raumbilder wie diese erstellen wir gern auch für andere Bergwerke,
die Weiterverwendung dieser Zeichnungen erfordert aber unsere Zustimmung.
 

 

Außerdem können wir allen Technik-Interessierten für einen Besuch empfehlen:

  • die Modellsammlung der TU Bergakademie, Ausstellung auf der Reichen Zeche zu Freiberg, 

  • den "Wassergöpel" im Kalkwerk Lengefeld, 

  • den funktionstüchtigen Nachbau eines Pferdegöpels auf dem Neu Leipziger-Frisch Glück-Schacht zu Johanngeorgenstadt,

  • den funktionstüchtigen Nachbau eines Pferdegöpels auf dem Rudolph-Schacht zu Lauta,

  • die funktionstüchtige Dampfmaschine von 1849 auf der "Alten Elisabeth" zu Freiberg, 

  • die elektrische Turmfördermaschine von 1922 im Museum des Steinkohlenbergbaus in Oelsnitz/Erzgebirge,

  • die bis heute in Betrieb befindliche, elektrische Haspelmaschine und die 2008 wieder freigelegte Kehrradstube auf dem Schacht Weißer Hirsch in Schneeberg, 

  • das älteste in Sachsen erhalten gebliebene, eiserne Fördergerüst auf dem Thürkschacht in Neustädtel,

und weitere Anlagen außerhalb Sachsens, zum Beispiel die Tagesanlagen der Caporciano-Mine bei Montecatini in der Toskana. 

   

Glück Auf  !
Und: Man sieht sich !